Doris Sutter, Wassersportlerin und Oma, macht sich Gedanken über Urlaub an Bord mit Kindern.
Boot fahren kann auch für Kinder ein richtig schönes Hobby sein, wenn die Eltern ein paar Regeln beachten und auf die Bedürfnisse ihrer Kleinen Rücksicht nehmen. Ein Törn mit Kindern an Bord will noch viel sorgfältiger geplant werden, als es der verantwortungsbewusste Skipper sowieso tut, denn Kinder sind keine zu klein geratenen Erwachsenen, sie haben ganz andere Vorstellungen von Wassersport als ihre Eltern
Planen Sie darum ihr Reiseziel sehr sorgfältig.
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Nicht das tolle Restaurant oder der schicke Yachtclub sollte ihr Ziel sein, sondern der gut erreichbare Spielplatz, das Schwimmbad, der Freizeitpark. Gehen Sie ab von der Vorstellung, an einem bestimmten Ort Urlaub zu machen. Ihr Urlaubsort das Schiff, und der Weg das Ziel. Planen Sie keine endlos langen Tagestörns. Auto oder Boot können zu Gefängnissen für Kinder werden. Machen Sie genügend Pausen, legen Sie einfach mal an, wo es schön ist, und bewegen Sie sich eine Stunde an Land. Ist das Kind erschöpft, darf es auch eine Übernachtung mehr sein, als geplant. Reisen bedeutet unterwegs zu sein, nicht möglichst schnell anzukommen. Das schönste Urlaubsziel ist die Erholung für Skipper und Crew.
Haben Sie Kleinkinder an Bord, dann gibt es nur eines: Kinderschwimmweste und leichte Bootsschuhe sind absolute Pflicht. Und darüber gibt es keinerlei Diskussionen. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran, und tragen Sie während der Fahrt ebenfalls Ihre Rettungsweste. Es gibt Kinder, die sind reine Wasserratten, die bringt man kaum an Bord zurück und andere, die sind wasserscheu, die wollen nicht mal nasse Füße. Nehmen Sie Rücksicht darauf, aber bestehen Sie darauf, dass sie ausprobieren, wie man mit der Schwimmweste auf dem Wasser schwimmt. Vielleicht können Sie sogar trainieren, wie es ist mit Weste von der Badeplattform ins Wasser zu springen. So wurde aus manchem Nichtschwimmer ein Kandidat für das Seepferdchen-Abzeichen. Üben Sie mit dem Kind auch ruhig im Wasser den Umgang mit der Weste, wie das Pfeifen auf der Trillerpfeife.
Das Kapitel "Sommerfest" meines neuen Kinderbuches erzählt, wie schnell es passieren kann, dass Kids ins Wasser fallen und was dann zu tun ist.
Muten Sie Ihrem Kind keine stundenlangen Törns in holprigem Gewässer zu. Wie ist Ihnen denn zu Mute, wenn man Ihnen die Welt unter den Füßen wegzieht? Lässt es sich doch einmal nicht vermeiden, dass sie in unruhige Gewässer kommen, halten Sie ihr Kind gut fest und zeigen Sie Ihre eigene Angst nicht.
Erklären Sie, wo die Wellen herkommen, warum große Schiffe Wellen machen und verkrampfen Sie sich selbst nicht. Kinder sind sehr empfindsam.
Strand und Sand zum Buddeln, sowie das passende Sandspielzeug, das ist der Hit für kleine Seebären. Lassen Sie ihr Kind viel trinken, am besten Wasser.
Benutzen Sie reichlich Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutz-Faktor, denn UV-Strahlen auf und am Wasser sind durch Reflexion weitaus stärker als an Land, auch wenn das Kind im Schatten sitzt. Es sollte bei Sonne stets ein Mützchen tragen, denn der kleine Kopf ist empfindlich gegen Überhitzung. Es droht ein Hitzschlag.
Fahren sie mit Ihrem Kleinkind zum nächsten See, oder machen sie kurze Ausflüge in einen Altarm eines Flusses. Achten Sie dabei aber an warmen Tagen auf das Vorhandensein von Blaualgen. Ist ein schmieriger grünlichblauer Film auf dem Wasser, sollte das Kind nicht damit in Berührung kommen. Vermeiden sie alles, was einem Kind Angst machen könnte. Nur so können sie sicher sein, dass ihr Kind auch noch als Halbwüchsiger mit Ihnen aufs Wasser geht.
Möchten Sie mit ihrem Boot wandern, und haben zum Übernachten an Bord zu wenig Platz, dann suchen sie sich ein geschütztes Revier, auf dem wenig Berufsverkehr herrscht und man bequem von Campingplatz zu Spielplatz schippern kann. Haben Sie Ihr Ziel gefunden, dann besorgen Sie sich unbedingt einen Törnführer für dieses Revier. Wenn Sie auf Campingplätze oder Hotels angewiesen sind, dann planen Sie auch das sehr sorgfältig. Abenteuer sind etwas für Erwachsene, nicht für Kleinkinder. Durchaus wichtig sind Kleinigkeiten, ob man zum Beispiel am Ufer anlegen kann, oder wie weit das nächste Schwimmbad entfernt ist.
Kleine Kinder haben richtig viel Spaß, wenn sie auf dem Achterschiff ein kleines, aufblasbares Schwimmbecken mit lauwarmem Wasser füllen und die Kids planschen lassen. Ihr Boot wird nass? Na und? Ist es nicht wasserdicht? Wir haben, als wir noch gesegelt sind, die Löcher unseres selbstlenzenden Cockpits verstopft, es zwei Hand hoch mit Wasser gefüllt und die Kids planschen lassen.


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Planen Sie für einen Regentag Bücher zum Vorlesen, Spielzeug-Autos, Puppe, etc. ein. Aber bedenken Sie, dass aus Platzgründen mitgenommene Spiele mit winzigen Spielfiguren ziemlichen Ärger verursachen, wenn sie irgendwann auf Nimmerwiedersehen in der Bilge verschwinden und noch nach Jahren die Lenzpumpe verstopfen. Ich weiß wovon ich spreche. Selbst 10 Jahre nach der Kinderzeit, verirrte sich immer wieder so ein Ding in unsere Lenzpumpe, obwohl unsere Bilge immer blendend sauber ist. Weiß der Himmel wo sich die Dingerchen verstecken. Es gibt auch Spiele mit magnetischen Spielsteinen. Oder extra große Spielfiguren, die man immer wieder finden kann.
Ihr Kleinkind will keine Modenschau veranstalten. Packen Sie die Matschhose ein und ein paar alte Shirts. Und machen Sie kein Drama draus, wenn mal ein Fleck drauf ist. Zum Landgang gibt's was ordentliches, der Rest darf dreckig werden.
Machen Sie Ihr Boot kindersicher. Ein Netz in der Reling ist schon eine große Hilfe. Haben Sie keine Außenreling, dann hat das Kind an Deck ohne Aufsicht nichts verloren. Unsere Kids trugen auf dem Segelboot einen Lifebelt und waren mit einer langen Leine angebunden.
Sie sind das Vorbild. Werfen Sie Ihre Zigarettenkippe oder leere Bierdose ins Wasser, wird es Ihr Kind auch tun. Stellen Sie auch für kleine Kinder ganz klare Regeln auf, wer was an Bord zu tun und zu lassen hat.
Vergessen Sie den Buggy für Landgänge nicht. Es gibt sehr preiswerte kleine Dinger, die immer an Bord bleiben können. Sie brauchen für einige Urlaubstage nicht das pompöse Gefährt, das nur Platz verschlingt. Die Billigversion ist auch gut, wenn man den Einkauf oder einen Kanister transportieren will.
Sicher gehen Kinder gerne essen. Suchen Sie sich ein Gartenrestaurant und vermeiden sie lange 3-Gänge-Menues am Abend. Viel mehr Spaß macht doch ein Grillabend am Ufer.
Unbedingt eine Matte mitzunehmen, die sie unter den Grill zu legen um den Rasen zu schützen.
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Sind Ihre Kinder schon größer, möchten sie vielleicht gerne segeln, Wasserski fahren, oder einfach wie die Formel eins übers Wasser brausen? Dann sind sie am Meer bestimmt richtig.
Größeren Kindern kann man auch eine längere Anreise zumuten.
Ob es dem Skipper nun gefällt oder nicht, schleppen Sie ein Surfbrett mit, ein Schlauchboot, einen Optimisten oder eine Jolle. Wir haben solche Sachen ein ganzes Kinderleben lang über Flüsse, Adria und Ijsselmeer geschleppt, gezogen, an Bord mit transportiert.
Jungen finden es auch toll, wenn sie ein Elektroboot übers Wasser jagen lassen können. Aber denken Sie an die Nerven Ihrer Bootsnachbarn, die vielleicht keine Kinder an Bord haben und einfach nur ihre Ruhe wollen.
Es gibt heute bereits Gebiete in denen Kinder ab 12 Jahre, die noch keinen Führerschein machen können, mit dem 5 PS Außenborder fahren dürfen. Das ist einfach eine tolle Sache.
(Teilbereiche der Flüsse und Seen: Aller, Ems, Fulda, Lahn, Sagter Ems, Ems-Seitenkanal, Stör-Wasserstraße, Ziegelsee, Obere Havel-Wasserstraße, Großer Labussee, Wangnitzsee, Peene , Regnitz, Ruhr, Saale, Werra, Weser, - http://www.elwis.de/Freizeitschifffahrt/verkehrsvorschriften-hinweise-wassersportler/allgemein/Merkblatt-Jugendliche.pdf)
Viele Kanäle und Flüsse werden von einem Treidelpfad begleitet. Jugendlichen macht es durchaus Spaß, das Boot auch mal mit dem Fahrrad zu begleiten. Besonders in Frankreich, wenn sie dann auch gleich als Schleusenhelfer fungieren können.
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Wenn es Ihr Platz erlaubt, dann laden Sie für Ihren Nachwuchs doch einen Freund oder eine Freundin ein. Gemeinsam was zu unternehmen "ohne die Alten" das ist doch richtig cool. Unsere Jungs haben mit 16 bereits selbständige Wandertouren mit ihren Segelbooten gemacht. Wir waren dann höchstens mal der Rettungsanker, wenn Geld, Futter oder Getränke ausgegangen sind.
Unsere Kinder hatten sehr viel Spaß an unserem gemeinsamen Wassersportleben und sind heute immer noch, jetzt mit ihrem eigenen Nachwuchs, unseren Enkeln, unterwegs.
Doris Sutter www.wassersport-kinder.de